Juli 2016

01. Juli 2016

Fußball, Religion und das Leben

Um Fußball soll es heute gehen.
Was bietet sich am Tag des Endspiels der Europameisterschaft 2016 auch anderes an. Vier lange Wochen mit vielen Spielen – mal gut oder auch weniger gut- liegen hinter uns.
Da ist die Idee einer Fußballandacht gar nicht so abwegig. Fußball, Religion und das Leben haben viele Gemeinsamkeiten und teilen ähnliche Erlebnisse.

Über Fußball kann man viel Reden, kommt auch mit fremden Menschen schnell in Gespräch. Jede und Jeder hat etwas dazu zu sagen, kann fachsimpeln oder Analysen des Spiels bieten. Oder einfach sagen, interessiert mich gar nicht – finde ich doof.
Auch bei dem Glauben an Gott ist das so. Jeder hat seine Meinung dazu; z.B. ob es Gott für ihn gibt oder nicht. Was für ihn oder sie der Glaube ist. „Ich kann auch ohne Kirche glauben“ ist dann z.B. ein Argument, um den Austritt aus der Kirche zu rechtfertigen.
Merkwürdig. Im Fußballverein bleibe ich jedoch Mitglied, auch wenn der Verein grottenschlecht spielt und mir gerade überhaupt nicht gefällt, was dort passiert. Ich zahle auch weiterhin regelmäßig meinen Vereins-Beitrag.
Beide Themen können schnell polarisieren und zu Streitgesprächen führen. Da hilft dann nur die Toleranz, die andere Meinung gelten zu lassen.

Warum ist es so viel leichter sich zu einem Fußballverein zu bekennen, als manchmal einfach zu sagen: Ja, ich glaube an Gott. Ich bin Christ oder engagiere mich ehrenamtlich in der Evangelischen Jugend.
Will es keiner hören; ist es unpopulär?

Gemeinschaft können wir bei beiden erleben. Die Gemeinschaft der Fans oder die Gemeinschaft der Christen. Gefeiert wird sowohl im Stadion der Sieg als auch in der Kirche der Gottesdienst.
Unsere sportliche Einstellung können wir an äußerlichen Zeichen erkennen. Dem Fanschal, dem Fangesang auf dem Weg ins und im Stadion und durch diverse weitere Fanartikel. Ganze Industriezweige leben davon.
Aber auch der christliche Glaube hat Erkennungsmerkmale. Z. b. eine Kette mit einem Kreuz.
Der Fisch als Zeichen der ersten verfolgten Christen und Brot und Kelch sind weitere Symbole für die Gemeinschaft der Christen.
Im Stadion gibt es lautstarke Fangesänge. Z.B. „Hamburg meine Perle“. So hat jeder Verein seine Hymne mit dem Lobgesang auf seine Mannschaft.
„Fangesänge“ gibt es auch in der Kirche. Allerdings meistens nicht so laut. Eher leise bis zaghaft werden die Loblieder auf Gott von den Gottesdienstbesuchern angestimmt. Moderne und traditionelle Kirchenlieder drücken aus, warum und woran wir Christen glauben. Sie können auch viel Stimmung und Atmosphäre schaffen.
Doch wir Christen haben noch andere ganze wichtige Worte, die uns weltweit mit allen Christen auf der Welt verbinden:
Das Glaubensbekenntnis. Und doch - das lautstarke Bekennen zum Christentum –vor allem außerhalb des Gottesdienstraumes- ist eher selten.
Gott verhält sich da viel solidarischer, denn sein „Ja“ zu uns gilt schon seit seiner Zusage in unserer Taufe: „Du bist mein geliebtes Kind“.
Alle haben wir die Gewissheit, dass wir einen lebenslangen Begleiter haben: Gott. Anders als ein Fußballtrainer hält uns Gott immer die Treue.
Egal ob wir im Leben ins Abseits laufen, wenn z.B. ein Weg nicht zum Ziel sondern in die Irre geführt hat. Oder wir glauben, bei all den anderen Menschen läuft das Leben viel besser. Sie ernten den Ruhm und die Ehre und nur wir werden nach unten durchgereicht. Steigen sozusagen ab.
Doch auch wenn wir im Leben verlieren, kündigt Gott nicht die „Beziehung“ mit uns. Er ist stets da, auch wenn wir an ihm zweifeln. Er lässt sich nicht feuern oder entlassen. Er wirft nicht einfach das Handtuch, wenn es mit uns schwierig wird.

 

Von Diakonin Annette Henning-Sommer

Veröffentlicht am 10.07.2016